Erprobungsschiff

"WALTHER VON LEDEBUR"

für die Sperrwaffe der Bundesmarine

 

 Text von Frieda Freifrau v.Ledebur

 " Bei der Yacht und Bootswerft Burmester in Bremen-Burg lief am 30. Juni 1966 ein Schiff von Stapel, das auf den Namen "WALTHER VON LEDEBUR" getauft wurde. Es wird also in absehbarer Zeit in Nord- und Ostsee und in den Atlantik hinein ein Schiff fahren, das unseren Familiennamen trägt. Damit wird die Tätigkeit eines Mannes anerkannt, der von 1925 bis 1945 maßgeblich an der Minenentwicklung der Kriegsmarine beteiligt war.

 

Das Schiff erregt bautechnisch großes Interesse, da hier Neuland beschritten worden ist. Es ist das erste hölzerne Schiff dieser Größe, das ausschließlich im Leimverfahren hergestellt ist, ohne Nagel und Bolzen. Es ist 63 m lang, 10,6 m breit, hat einen Tiefgang von 2,70 m und verdrängt 725 t Wasser. Es soll der Erprobung neuartiger Minenräumgeräte dienen und muß aus diesem Grunde weitgehend amagnetisch sein. 2 Maybach-Schiffsdieselmotoren von je 2500 PS sollen über Verstellpropeller Geschwindigkeiten bis zu 19 Knoten ermöglichen. Das Schiff wird eine zivile Stammbesatzung von 37 Mann erhalten, die für Erprobungen durch Fachleute ergänzt wird. eine Artilleriebewaffnung ist nicht vorgesehen.

 

Die Taufe fand an dem einzigen zwischen vielen Regentagen liegenden herrlichen Sommertage ende Juni statt. Ich hatte früher in Kiel Stapelläufe sehr viel größerer Schiffe in entsprechend großen Werften im Beisein vieler tausend Menschen miterlebt. Hier in dem kleinen Werftgelände bei einer Belegschaft von zwei- oder dreihundert Mann und nur direkt beteiligten Zuschauern hatte alles ein ausgesprochen persönliches Gepräge - ganz abgesehen davon, daß ich selbst ganz besonders betroffen war, als ich die Worte sprach.

"Ich taufe dich auf den Namen "Walther von Ledebur" und wünsche dir allzeit gute Fahrt und glückliche Wiederkehr"

Die Taufrede hatte Walthers langjähriger Mitarbeiter und Freund Regierungsbaudirektor Kersten gehalten.

 

Hinterher wurde ich von allen Seiten beglückwünscht und befand mich plötzlich im Mittelpunkt des ganzen Geschehens. Wir beobachteten nach der Taufe den Stapellauf, dann wurde das Schiff vorsichtig an den Ausrüstungsplatz verholt. Ich durfte noch an Bord gehen und konnte die auf dem noch kahlen Deck besonders ins Auge fallende Größe betrachten. In einigen Monaten soll das Schiff übergeben und in Dienst gestellt werden.

Es folgte ein Essen im Bremer Essighaus, das mit vielen Reden und Gesprächen am Nachmittag zu Ende ging. Nun hoffe ich, "mein Schiff" bald in Eckernförde, seinem Heimathafen, in seinem Element zu erleben.

Am 13. März 1994 wurde die “Walther von Ledebur“ dann schließlich, sehr zum Leidwesen der Besatzung, außer Dienst gestellt. Matrose Wigbert v.Ledebur, der Enkel des Namensgebers, begleitete sie auf der letzten Fahrt.

 

Totgesagte leben länger - behauptet der Volksmund und hat oft genug damit recht. Der alte Spruch bewahrheitete sich im Marinestützpunkt Eckernförde Nord. Dort wurde am 6. April 1995 das Minentaucherboot Mühlhausen in Dienst gestellt.

Die Mühlhausen ist eine alte Bekannte. Ziemlich genau ein Jahr zuvor wurde das Schiff unter dem Namen "Walther von Ledebur", das für die Wehrtechnische Dienststelle fuhr, ausgemustert. Nun kehrte das größte hölzerne Kriegsschiff der Welt wieder nach Eckernförde zurück.

Mit dem Befehl "Heiß Flagge und Wimpel!" nahm Kapitänleutnant Wolfgang Sasse, Kommandant der Mühlhausen, das Schiff für die Marine offiziell in Besitz. Nach alter Tradition übernahm auch diesmal wieder eine Stadt die Patenschaft über das Schiff - mit der thüringischen Stadt Mühlhausen zum ersten Mal eine Stadt aus den neuen Bundesländern

 

Das Wehrforschungsschiff WALTHER VON LEDEBUR, das vor einem Jahr außer Dienst gestellt wurde, wurde am 6. April 1995 als Minentaucherboot mit dem neuen Namen MÜHLHAUSEN in seinem Heimathafen Eckernförde wieder in Dienst gestellt. Der neue Name MÜHLHAUSEN entspricht der Regel der deutschen Marine, Minensuchbooten deutsche Städtenamen zugeben; netterweise fiel die Wahl auf den Geburtsort der mütterlichen Vorfahren des bisherigen Namensgebers Walther Freiherr v.Ledebur

 

Kurzfassung eines Textes aus "Blaue Jungs" Juniausgabe 1995