Das 170. Nachrichtenblatt berichtete von der Anzeige des Berghotels „Adolfgrüner Hof“. Die Ortschaft Adolfgrün wurde 1849 von Adolf Graf v. Ledebur-Wicheln (1812-1886) begründet und erhielt seinen Namen. Sie gehörte zur Herrschaft Schöberitz, zu der Tellnitz gehört. Bei Adolfs Tod gingen Schöberitz und Tellnitz auf seinen Sohn Franz und später auf dessen Enkel Johannes über. Außer dieser Klarstellung muß in dem Bericht im letzten Nachrichtenblatt auch richtiggestellt werden, daß Tellnitz und Adolfgrün nicht am Riesengebirge, sondern am Erzgebirge liegen.

Wie in der Familiengeschichte beschrieben ist, zog August v. Ledebur-Wicheln zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Westfalen nach Böhmen, wo er die gräfliche Linie der Familie begründete. Ein 1801 mit Kaspar Adolf erloschener Zweig der Familie war allerdings schon mehr als 150 Jahre vorher in Böhmen ansässig geworden. Dietrich v. Ledebur-Wicheln erhielt 1650 das Inkolat in Böhmen und wurde 1676 (1673 ?) Besitzer der Herrschaft Perutz, das er gegen die von seiner Tante ererbten Besitze Jenikau und Cziestrowitz eingetauscht hatte, und das nach seinem Tode an seinen Großneffen Alexander Johann überging. Über Perutz fand Thomas einen aktuellen Bericht des örtlichen Tourismusvereins, dem ich einige interessante Mitteilungen entnommen habe.

   

  Schloß Perutz

Die alte Landwirtschaftsgemeinde Perutz liegt unter einem bewaldeten Terrainbruch im reizvollen Flußtal der Eger nordwestlich von Prag. Bekannt wurde Perutz vor allem durch die romantische Sage von der Liebe von Oldřich und Božena, die schon im Mittelalter besungen wurde. Die Geschichte des Fürsten, der ein einfaches Mädchen vom Dorf geheiratet hat, übernahmen auch Schriftsteller des 20. Jahrhunderts als Thema der tschechischen nationalen Wiedergeburtszeit.

In historischen Quellen ist Perutz zum ersten Mal um das Jahr 1170 belegt, damals war die Gemeinde Besitz der Gebrüder Mesek und Hroznata. Vor den Hussitenkriegen besaß den größten Teil das Prämonstratenserkloster in Strahov. Später wechselte der Ort oft den Herren. Von den wichtigeren Geschlechtern waren es im 16. Jahrhundert die Familie von Petipesti und vor dem dreißigjährigen Krieg Hruska von Brezno. Im Jahr 1676 kaufte Johann Dietrich von Ledebur Perutz, dessen Nachkommen dort bis zum Jahr 1798 ihren Sitz hatten. Von 1814 bis 1945 besaßen Perutz die Grafen v. Thun.

Bereits im Jahr 1384 stand in Perutz eine Pfarrkirche. Die mittelalterliche Festung wurde im 16. Jahrhundert zu einem Renaissanceschloß umgebaut. Während des Dreißigjährigen Krieges in den Jahren 1618 bis 1648 kam es mehrmals zur Verwüstung des ganzen Dorfes und seiner Umgebung. Zum Wiederaufbau trug hier am stärksten die Herrschaft der Ledeburs im 2. und 3. Viertel des 18.Jahrhunderts bei. In dieser Zeit erhielt der Kern von Perutz (Schloß, Kirche, usw.) im wesentlichen das heutige Aussehen. Im Jahr 1813 sammelte sich zwischen Perutz und Vrany ein riesiges Heer der Koalition gegen Napoleon. Ein Denkmal auf dem Marktplatz von Perutz erinnert an das Treffen der drei gegen Napoleon verbündeten Monarchen, den Zaren von Rußland, den König von Preußen und den Kaiser von Österreich.

Im Jahr 1898 wurde Perutz zu einem Marktflecken. Den Dorfplatz mit Rathaus und einigen bemerkenswerten Bürgerhäusern dominiert die Kirche St. Peter und Paul, erbaut durch P. P. Columbani um das Jahr 1725, mit imposanter Frontwand und wertvoller Innenausstattung. Bemerkenswert ist auch die Pfarre, die in den Jahren 1840 - 1892 bedeutend ausgebaut wurde. Direkt gegenüber der Kirche befindet sich das dreiflügelige, zweigeschossige Schloß, das in den Jahren 1760 - 1770 im Stile des Rokokos umgebaut wurde. Es verfügt über eine ovale Eingangshalle mit einer prächtigen Treppe, Plastiken von I. F. Platzer und weiteren Zierat. Ein Seitentor führt in den Garten mit einigen beachtenswerten Bäumen.

Zu Perutz schickte mir auch Franzi, Ramspau, einen Beitrag. Bernhardine, die Schwester von Kaspar Benedikt, des letzten Ledebur auf Perutz, war die Braut von Clemens August Freiherrn v. Twickel. Er hatte seine Verlobte in Westfalen kennengelernt, wo sie als Stiftsdame in Asbeck lebte und offenbar mit heftigem Heimweh nach dem Elternhaus in Böhmen zu tun hatte. Jedenfalls hat ihr Herr v. Twickel zur Hochzeit schriftlich und mit dem Familienwappen besiegelt versprochen, sie wan sie sich mit mir verehelicht hatt, niemahlen nit von der reise nach ihrem Vatterland abzuhalten, sondern immer und allzeit nach ihrem belieben reisen zu lassen, wan es ihr nur beliebet und gefällich ist.

Es ist nicht überliefert, ob Bernhardine das Elternhaus wieder besucht hat. Die Zeiten waren hart. Auf ihre Heirat im Jahre 1750 folgten jährlich Kindtaufen von 1753 bis 1759. Von 1756 bedrückten die Ereignisse des Siebenjährigen Krieges Westfalen und den Gutsbetrieb auf Havixbeck. Der Chronist der Familie Twickel berichtet weiter, daß Bernhardine mit bemerkenswerter Tatkraft ihren durch sein Drostenamt in Rheine oft von Havixbeck abwesenden Gatten erfolgreich gegenüber der durchziehenden Truppe und ihren Kommandeuren vertreten und Havixbeck vor dem Schlimmsten bewahrt hat. Dabei hat die resolute Herrin von Havixbeck offenbar auch alle verfügbaren Register der weiblichen Einwirkungsmöglichkeiten auf die im Pulverdampf ergrauten Krieger gezogen, meint Max Twickel, und sie erwirkte durch ihren Charme, daß Herzog Ferdinand v. Braunschweig-Lüneburg, der Freund Friedrichs des Großen, ihr Sonderschutzbriefe für Havixbeck ausstellen ließ, wie sie solche mit der gleichen Entschlosssenheit auch von den Gegnern, Charles de Rohan, Prince de Sourbise, Marschall von Frankreich, und Louis Joseph de Bourbon, Prince Condé, Général en chef aller französischen Truppen in Deutschland, erwirken konnte.