Über den steilen Südhang der Prager Burg erstreckt sich ein Gürtel beachtlicher Barockgärten. Sie tragen die Namen der Adelsfamilien, denen sie in der Vergangenheit gehörten. Nacheinander entstanden im Verlauf des 18. und 19. Jahrhunderts der Ledebur-, der Palffy- und der Fürstenberggarten. Sie gehören heute zu den schönsten Gärten Prags. In den letzten Jahren wurden der Ledeburgarten und der kleine Palffygarten wieder hergerichtet, rekonstruiert. Ursprünglich war der Burghang aus strategischen Gründen öde und kahl. Zur Zeit Kaiser Karls IV. wurden hier dann Weingärten angelegt. Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts war dieses Gebiet eigentlich Peripherie der Stadt, denn hier endete die mittelalterliche Befestigung Prags. Ein uralter Handelsweg - in dessen Verlauf die heutige Waldsteingasse (Valdstejnska ulice) liegt - führte durch das Piseker Tor an die Stelle, an der heute das Ledebur- und das Waldsteinpalais (in der Abbildung Nr. 1, 2 und 9) stehen.

  

In den zwanziger Jahren des 17. Jahrhunderts begann hier der kaiserliche Generalissimus Albrecht Wenzel Eusebius v. Waldstein (Wallenstein), seinen Palast zu errichten, der das erste monumentale Bauwerk des Prager Barocks wurde. Nach Beendigung des Dreißigjährigen Kriegs begann in diesem Gebiet eine rege Bautätigkeit. So wie viele andere Paläste in der Umgebung entstand hier durch Verbindung zweier Renaissancehäuser das Ledeburpalais. Der erste große Umbau fand 1669 unter dem Besitzer Graf Jan Vaclav v. Kolowrat statt. Der Garten entstand erst am Ende des 17. Jahrhunderts. Architektonisch wertvollster Teil des Objekts ist die Sala terrena, wahrscheinlich das Werk eines der bedeutendsten Prager Barockarchitekten.

 

Am Ende des 18. Jahrhunderts wurden das Palais und der Garten erneut umgebaut, diesmal im Geiste des Spätbarocks nach einem Projekt des Architekten Ignaz Palliardi. Nach Graf Kolowrat wurde Kaspar Benedikt Frhr v. Ledebur-Wicheln Besitzer des Palais. Er verstarb dort 1801. Nach ihm besaßen es Graf August und Graf Adolf v. Ledebur-Wicheln. Den Giebel des Palais ziert das Familienwappen Ledebur.  

 

Nach Instandsetzung am Anfang der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurden die Gärten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und entwickelten sich zu einer der am meisten besuchten Stätten im historischen Prag.

  Das Ledeburpalais ist seit 1991 Sitz des staatlichen Instituts für Denkmalspflege und des Tschechischen Nationalkomittees ICOMOS. Außerdem beherbergt es die Prager Touristeninformation und das Ledebur-Café.

 

Eine Inschrift an der Archivolte des Eingangsportals bittet:

 

ANGELI TUI SANCTI HABITENT IN EA DOMO QUI NOS IN PACE CUSTODIANT

Laß Deine heiligen Engel in diesem Hause wohnen, auf daß sie unseren Frieden beschützen