In Berlin ist vor 12 Jahren der „Förderverein
Invalidenfriedhof e.V." gegründet worden, der in Zusammenarbeit mit dem
Bezirksamt von Berlin-Mitte den Erhalt und die Wiederherstellung des 254 Jahre
alten Invalidenfriedhofs eingeleitet hat. Der Förderverein ist an den
Familienverband mit der Bitte herangetreten, seine Arbeit zu unterstützen und
die dortigen Ledeburgräber zu erhalten..
Der Anlage des Invalidenfriedhofs ging die Errichtung eines
Invalidenhauses voraus. Die Absicht zum Bau einer Bleibe für die Versorgung der
Invaliden ihrer Armee haben bereits König Friedrich I. und sein Sohn Friedrich
Wilhelm I., der Soldatenkönig, gehabt. Preußen kämpfte spätestens seit
Friedrich I. auf allen Kriegsschauplätzen Europas und hatte demgemäß das
zunehmende Problem, seine Kriegsinvaliden angemessen zu versorgen, schreibt
Klaus v. Krosigk
1). Die Invalidenhäuser hatten
die Aufgabe, altgedienten Soldaten, die ihrem König und Land treu ergeben
waren, Leib und Leben auf den Schlachtfeldern eingesetzt hatten, nach
Invalidität eine angemessene Betreuung zu verschaffen. Zugleich sollte damit
das unwürdige Betteln unterbunden und eine gesicherte Altersversorgung
gewährleistet werden. Friedrich II., der Große, griff den Gedanken unter dem
Eindruck der in den beiden Schlesischen Kriegen enorm gestiegenen Zahl der
Kriegsinvaliden wieder auf. Schon während des Ersten Schlesischen Krieges
1740-1742 hatte der Inspektor der Charité, Habermaaß, die Einrichtung einer
Versorgungsanstalt angeregt; nach Ende des Zweiten Schlesischen Krieges
1744-1745 verfügte der König den Bau eines Invalidenhauses in unmittelbarer
Nähe der Charité, wo die Invaliden auch medizinisch versorgt werden konnten.
1748 war der 175 m lange, dreigeschossige Bau fertiggestellt. Zur Anlage
gehören eine evangelische und eine katholische Kirche.
Die Bewohner des Invalidenhauses sollten soweit möglich
eigene Beiträge für ihr tägliches Leben leisten. Daher gehörten
landwirtschaftliche und Gartenflächen zum Areal. Auch wurde ein Friedhof
angelegt, der Kirchhof des Invalidenhauses, der Invalidenfriedhof. Nach
anfänglich bescheidenen Grabstellen vornehmlich für die verstorbenen Bewohner
des Invalidenhauses kamen schon in den 70er und 80er Jahren des 18. Jahrhunderts
repräsentative Barockgrabmäler hinzu. Krosigk führt dann weiter aus, wie in
der Folgezeit eine Blüte der Begräbniskultur einsetzte. 1835 wurde ein
kreuzförmiges Wegesystem mit Lindenalleen und Zierstrauchbepflanzung
geschaffen, mit dem der Friedhof ein klassizistisches Gepräge erhielt.
Der Invalidenfriedhof ist zu keiner Zeit der Ehrenfriedhof
der preußischen Nation gewesen. Er blieb immer auch der Ruheort für die
Bewohner der Einrichtung, für die er gestiftet war. Er war auch immer offen
für die Bürger der umliegenden Stadtteile. Später wählten dann eine Reihe
bedeutender Größen der preußischen Geschichte dort ihre Ruhestätte, wenn
auch nach einer Untersuchung von Prof. Laurenz Demps
2)
die überwiegende Mehrzahl der berühmten Persönlichkeiten in ihren eigenen
Familiengrüften beigesetzt wurden. Trotzdem hat sich der Invalidenfriedhof zu
einer Stätte deutsch-preußischer Geschichte entwickelt. Der Friedhof verfügt
über künstlerisch bedeutende Grabdenkmäler, darunter eine Anzahl, die
Schinkel gestaltet hat. Zu den berühmtesten erhaltenen zählen die Grabstätten
der Generäle v. Scharnhorst, Graf v. Tauentzien und Job v. Witzleben neben
denen anderer heute weniger bekannter ziviler Persönlichkeiten. Von diesen
erwähne ich den bekannten Generalintendanten der königlichen Schauspiele in
Berlin, Graf Botho v. Hülsen, dessen Grabstätte direkt an der Sperrmauer des
Eisernen Vorhangs der DDR die Zeitläufte überstanden hat.. Für unsere Familie
ist insbesondere das Monument für General Hans Karl v. Winterfeldt, den
Vertrauten Friedrichs des Großen, von Bedeutung. Dieses Denkmal, zu dem
Heinrich Frhr v. Ledebur das Bronzemedaillon mit der Portraitbüste des Generals
und die trauernde Viktoria auf der Rückseite des Grabmals beigetragen hat,
gehört nach Mitteilung des Fördervereins zu den schönsten auf dem Friedhof.
König Friedrich Wilhelm IV. hatte die Gebeine des Generals zu seinem 100.
Geburtstag auf den Invalidenfriedhof umbetten lassen.
Der eben erwähnte Heinrich Frhr v. Ledebur und seine Frau
Frieda geborene Freiin v. Gersdorff sind selbst auch auf dem Invalidenfriedhof
beigesetzt worden. Heinrich hatte sich neben seiner militärischen Karriere, die
er als Generalleutnant abschloß, von Jugend an den bildenden Künsten gewidmet
und insbesondere verschiedene Plastiken geschaffen. Sein und seiner Frau
Grabstelle sind bekannt, ihre Grabsteine sind verschollen. Es heißt, auch
Heinrichs Bruder Leopold, der als Seconde-Lieutenant des 2. Garderegiments zu
Fuß 24jährig verstarb, sei auf dem Invalidenfriedhof beigesetzt worden, doch
fehlt hierzu der amtliche Nachweis im Totenbuch.
Das Monument der Ledeburgräber ist nicht erhalten.
Förderverein und Bezirksamt würden aber gern auf das Grab von Heinrich und
seiner Frau wieder einen Stein legen. Die Kosten dafür können allerdings nicht
durch den Förderverein aufgebracht werden. Die Bedeutung des Sichtbarmachens
der Ledebur-Grabstelle leitet sich aus der Beziehung zum Winterfeldt-Denkmal ab,
das Heinrich mitgestaltet hat. Darüberhinaus würde der zu schaffende Stein
dauerhaft dokumentieren, daß unsere Familie zur deutsch-preußischen Geschichte
beigetragen hat. Für die Schaffung des Steins würden voraussichtlich etwa €
2000 benötigt. Einen ersten Beitrag zur Förderung der Ziele des Fördervereins
hat unser verstorbener Senior Ernst-Joachim an uns überwiesen. Es ist nun die
Frage gestellt, ob sich weitere Spender für die Schaffung des fehlenden
Ledebur-Steins finden. Die Mittel der Familienkasse sind nicht für diesen Zweck
gesammelt worden. Gleichwohl könntet Ihr entscheiden, daß sich die
Familienkasse beteiligen soll. Doch meine ich, das sollte nur geschehen, wenn
genügend zusätzliche Spenden ausdrücklich für den Zweck Invalidenfriedhof
von Euch zugesagt würden. Ich bitte herzlich um lebhafte Beteiligung an der
Meinungsbildung, ob und wie wir die Kosten für die Ledebur-Grabsteine
aufbringen sollen.
1) Klaus v. Krosigk, Invalidenfriedhof und
Denkmalspflege: Wege zur Rettung eines Nationaldenkmals, Vortrag im November
1998.
2) Krosigk, a.a.O., S. 10
