Den
offiziellen Anfang unserer Familiengeschichte setzen die einschlägigen
genealogischen Institute und Werke auf das Jahr 1195 .
Dr.
Leopold Frhr v. Ledebur, Historiker und Genealoge, als Mitglied des königlich
preußischen Heroldsamtes in Berlin auch amtlicher Genealoge, hat in seinen
Forschungen zur Familiengeschichte zu diesem Datum gefunden, obwohl er
gleichzeitig auf eine oder zwei davorliegende Generationen hinweist, für die
allerdings der Familienname noch nicht nachgewiesen ist. Es hat aber bekanntlich
jeder Mensch seine Eltern, und daher gibt es zu jeder Familiengeschichte auch
einen Vorlauf. In unserer Familiengeschichte ist die Urkunde von 1195 dem
Wigbert der dritten Generation zugeordnet. Sie markiert den Beginn einer nun 800
Jahre alten Geschichte unseres Familiennamens.
Die
Urkunde von 1195 wird im Niedersächsischen Staatsarchiv in Osnabrück
aufbewahrt. Sie ist in lateinischer Sprache aufgesetzt und regelt die jährlichen
Abgaben des Gutes Bardinghausen an das Kloster Ösede. Der Inhalt der Urkunde
ist für uns zwar nicht von großem Belang, aber sie ist dadurch bedeutungsvoll,
daß Wigbert Lethebur als ranghöchster unterzeichnender Laie die Gültigkeit
ihrer Aussagen bezeugt. Ich nehme übrigens an, daß Wigbert den Text der
Urkunde verstanden hat, also Latein konnte. Leider ist Wigberts Unterschrift
nicht überliefert, da die Urkunde - wie Gerichtsschreiben meist auch heute -
keine Unterschriften trägt, sondern die Richtigkeit der Ausfertigung nur durch
ein abschließendes Siegel bestätigt wird.
Ahrenshorst
In
der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts herrschte Kaiser Friedrich Barbarossa
(aus dem Hause Schwaben) über das Heilige Römische Reich (das vom 15.
Jahrhundert an Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation genannt wurde). Dieses
Reich verstand sich als Nachfolger des antiken Roms und erstreckte sich über
Italien, die Schweiz, Österreich und den größten Teil des heutigen
Deutschlands. Westfalen und Niedersachsen lagen an seinem nördlichen Rand, der
durch dichte Wälder von Dänemark und den slawischen Gebieten im Nordosten
getrennt war. Es war kein einheitlicher Staat und hatte keine gemeinsame Sprache
(außer der lateinischen Kirchensprache). Die Gemeinsamkeit bestand vor allem in
dem einheitlichen christlichen Glauben römisch-katholischer Prägung, als
dessen weltlicher Beschützer sich der Kaiser verstand.
Aus
diesem Verständnis heraus erfolgten die Kreuzzüge, der dritte fand von 1189 -
1192 statt, also zu der Zeit, als unsere Familie in die Geschichte eintrat.
Heute wird als Motiv für die Kreuzzüge meist allein die Absicht zur Vermehrung
der eigenen Macht genannt. Es war aber wohl doch so, daß der Bestand und die
Verbreitung des Christentums nach dem Missionsgebot des Neuen Testaments
gesichert werden sollten und dazu die weltliche Sicherung des Territoriums das
zuverlässigste Mittel war. Neben den allgemein bekannten Kreuzzügen nach Palästina
fanden vor 800 Jahren übrigens auch die sog. Wendenkreuzzüge statt, in denen
die norddeutschen Herzöge an der Ostsee nach Osten vordrangen,
christianisierten und eroberten.